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 SABINE'S GESCHICHTEN und ANEKDOTEN
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Beiträge: 135

07.01.2007 22:18
Trakehner???? Zitat · Antworten


Für alle Elchschaufler antworten

Über das Trakehner Pferd ist viel geschrieben worden, oftmals Gutes, denn diese Pferde haben die wohl härteste Leistungsprüfung abgelegt, die man sich vorstellen kann, bei der Flucht im Januar 1945 übers vereiste Haff. Ich bin diesen edlen und intelligenten Tieren von Kinheit an immer zugetan gewesen und später war mein erstes Pferd natürlich ein Trakehner, dem noch viele Elchschaufelträger folgen sollten. Meine erste Stute von Kufstein stellte ich in einem Einstellerstall mit angegliedertem Reitverein unter. Um meine Vorliebe für das Trakehner Pferd zu demonstrieren hatte ich mir an der Eurocheval damals zwei Aufkleber gekauft, auf denen der Trakehnerverband für seine Pferde warb.

Den einen zierte ein Dressurpferd, unter ihm stand zu lesen: Trakehner - Leistungspferde mit Chic und Charme
Auf dem anderen war ein Springpferd abgebildet unter dem stand: Trakehner - Leistungspferde, mit Herz und Verstand.
Ich klebte die Trakehner Werbung natürlich auf meinen Spind in der Sattelkammer.
Tags drauf hatte jemand mit Filzschreiber unter die Aufkleber geschrieben:

Der Herr beschütze mich vor Sturm und Wind
und Pferden, die aus Trakehnen sind

Zuerst war ich natürlich etwas ärgerlich, aber dann setzte ich darunter:

Zitat aus dem Film, das Mädchen Marion: " Zeig Deinen Mut, Trakehner Blut!"

Tags darauf, war wieder etwas auf meinen Schrank geschrieben worden:

Trakehner, Trakehner, von zehnen tut eener!

Ich ergänzte das, wie folgt: " Und das is meener!"

Von da an wurde nicht mehr daruntergeschrieben, aber der Platz reichte vielleicht auch nicht aus.
Dafür wurde ich gern und oft daran erinnert, dass die Elchschaufel doch der siebte Gewährsmangel sei und wenn mein Pferd mal scheute ( was es auch nicht öfter tat, als andere Pferde) dann "war ihm die Elchschaufel vor das Gehirn gefallen".

Bei einer Siegerehrung, an der sich mein Pferd nicht gerade erfreut zeigte, als der Richter ihm die Schleife ans Stirnband heften wollte und augenrollend und schnaubend nach hinten auswich, meinte der:" Das hat mich schon gewundert, dass der spinnerte Trakehner so brav durch die Prüfung lief, aber so schreckhafte und irre Viecher sollte man schon aus Prinzip nicht platzieren, wenn man in der Siegerehrung ums Leben fürchten muss!" Ich hatte zwar nicht den Eindruck gehabt, dass mein Pferdchen das Leben des Richters willentlich gefährdet hätte und ich konnte sogar Verständnis dafür aufbringen, dass ein Pferd zurückweicht, wenn jemand mit einem flatternden Band vor seinem Gesicht rumwedelt, aber offensichtlich teilte der gute Mann mein Verständnis nicht. " Wer Trakehner kennt, der rennt!", meinte er und drückte mir die Schleife in die Hand. Interessanterweise konnte man kurze Zeit später auf dem Abreiteplatz ein Spektakel von hohem Unterhaltungswert beobachten, als die Frau des Richters ihren Wallach für die M-Dressur vorbereiten wollte. Zuerst scheute das Pferd vor allen vorhandenen und auch nicht vorhandenen Dingen und dann begann er zu bocken und zu steigen, bis er seine Reiterin "auf den Boden der Tatsachen" befördert hatte und von seiner Last befreit, mit wehenden Zügeln und fliegenden Bügeln davonpreschte. Richters Frau rannte hinterher und der Richter, der in diesem Fall als Trainer fungierte, brüllte : " Fang ihn ein, bevor er sich in die Zügel tritt!" Sicher ein in diesem Fall hilfreicher Vorschlag, allerdings brachte er damit das "Turbopferd" nicht zum Stehen. Das erledigten die hilfreichen Hände der Zuschauer. Richters Frau beschloß nun, ihr fröhliches und lebenslustiges Dressurpferdchen etwas abzulongieren, damit es den Stallmut verlöre. Richter selbst gab vom Rand des Abreiteplatzes gute, aber der Sache nicht unbedingt dienliche Tipps, wie " Lass Dir nichts gefallen, Andrea, zeigs der Sau!" Ich schlenderte, Desinteresse heuchelnd, Richtung "Trainer seiner Frau und der Sau" und fragte ihn: "Ist das ein Trakehner?" Ich erntete einen sehr verständnislosen Blick und dann die Antwort:" Nein, ein Westfale, warum?" "Na", ich konnte mir nun ein Grinsen nicht verkneifen " weil er doch so spinnert ist, dass man schon vor der Siegerehrung um sein Leben fürchten muss!"
Um es vorweg zu nehmen, eine Platzierung habe ich bei diesem Richter nicht mehr geschafft. Aber ob das an meinem Trakehner lag ...?

Sabine Bröckel, Forsthof-Antaris



RE: Für alle Elchschaufler

volltreffer......es wurde wirklich viel geschrieben,oftmals völlig unsinnig...
nur wer sich die mühe macht,wenigstens zu versuchen zu verstehen,daß besonders intelligente
pferde auch besonderen umgang und besonderer behandlung bedürfen,sich dabei nicht selbst
belügt,wird erkennen ,daß das trakehner-pferd (zumindest in der originalausführung)mit den
arabischen pferden gemeinsam, zu den pferderassen gehört, die dem menschen von sich aus
entgegenkommen und zeigen,daß sie bereit sind alles zu tun um den menschen zu gefallen.
wer allerdings meint,das ist ja auch nur 'n pferd und es wie ein mechanisches sportgerät oder
gar wie einen hund behandelt,kann dabei nur schiffbruch erleiden,weil er selbst nicht bereit
ist,sich dem pferd anzupassen bzw. an sich selbst zu arbeiten.es ist gerade eine der besonderheiten
der trakehner,daß kaum eines von ihnen in eine schablone paßt,die menschen hätten das aber gern so.
leider haben auch viele besitzer und reiter von trakehnern dies immer noch nicht begriffen und
daher erhält das gerücht über "spinnerte trakis" immer noch neue nahrung.
eigentlich müßte es heißen: "spinnerte reiter".
es gab auch den spruch: trakehner,der gladiator unter den pferden, das gilt auch heute noch...


D.Beyersdorff

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